Mit angehaltenem Atem

Hörst du gezeichnet
Den Tiger herumschleichen
Und an jenen Tagen
Welche kein Ende haben
Springst du ab von seinem Rücken
In ein Versprechen
Tore zu bauen
Die höher sind als du selbst
An deren Schatten du lehnst
Das Wort in der Zeit

 

Bald scheint die Sonne wieder

Gut wird schon alles
Nicht so schlimm
Kann es doch nicht
empfindlich sei nicht so
Laut tut nicht weh
Der Metallstaub legt sich
bloß aufs Wattenmeer

Kippt um die Ackerböden
Entsorgen sich gegen dich

 

Dinge gibt es

Für die wir die Sprache verloren haben
Nur die anderen Scham wer hätte sie
Nicht gefühlt jeder bezahlt seinen Preis
Wie gesagt man fügt sich eben und wer weiß wie
Alles wirklich hasst man den der einem hilft
Arm ist selber schuld wer nicht fordert wird nicht
Wachsen wie Gras darüber als hätte alles ganz
Andererseits wer dankt es dir schon
Und wer hat es leicht kann man von Glück
Verdienen wir alle das was wir sind
Aber wehe wer heute
glauben wir gar nicht was wir alles im Schlafe
Können dankbar sein
Daß wir so uns nicht Auge um Auge
In den Griff bekommen haben

 

In den Wind geblasen

Was überflüssig zu nennen
bei geschlossenem Regellauf
Kreisen Abfall, Müll und Masse
Greifen zu auf Öl- und Kohlespeicher
Von Millionenjahren

Verbrauchen wir verbrennen
Vorräte zum Treibhochhaus
Durch Extra-Dioxid
Kurzsichtig, -fristig
Süchtig todesverachtend

Zu viele Willen durchkreuzen
Einander schlagen nieder und
Zurück wer in diesem Regen steht
Frau und Kind und Haus und Hof
In den Wind geblasen

 

Das Auge des Wirbelsturms

Umkreist zerstreute Teilchen tanzen
Um die weinenden Steine sind nichts
Als schöne Bilder gerettet und
Auf nichts bezogen bezeugt sein Blick
Nur Asche ausgebrannter Sterne
Die nicht zu deuten verstehen

 

Und hat das Meer mit Türen verriegelt

Die wahnwitzige Welt in Überhelle
Getaucht in unterirdische Gänge
Verkabelt die Ritterburgen
Mit Bleisoldaten vergiftet die Erde
Bedenkenlos die Trommelsprache
Aus dem Monolog befreit
In die Wahrscheinlichkeitswolke

Jenes träge zähe Träumerblut
Aufgeladen mit Energien
Gespeichert
Erschöpfen den Planetenkern
Unwiederbringlich
Das entleerte Pathos zerredet

Soll es unvorhergesehen
Unvermeidlich unwiderruflich
Gewesen sein
Bis auch die Gleichnisse
Verlieren ihre Geduld

 

Jahrbuch für Philosophie, Kultur und Gesellschaft. 1994. Sechs Gedichte.

 

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